silhouette woman practicing yoga on top of mountain

Yoga – better body, better mind

Einführung

Yoga wird heute von vielen Menschen mit Fitness, Wellness, einem den Star-Models ähnlichen Körper und akrobatischen Verrenkungen assoziiert. Doch darum geht es im Yoga gerade nicht. Vielmehr geht es um die Einheitsbildung von Körper und Geist, sowie darum, ein stetig feiner werdendes, nicht leistungsorientiertes Gewahrsein für den eigenen Körper zu entwickeln. Du lernst dich selbst besser kennen und den Signalen deines Körpers, die oftmals zugleich Botschaften deiner Seele sind, zunehmend zu vertrauen. Die Körperstellungen im Yoga sind sozusagen eine Form von Meditation oder Bewusstsein in Bewegung. Ursprünglich dienten sie dazu, Körper und Geist auf die sehr viel schwierigere Meditation im Sitzen vorzubereiten.

Was aber das  aller wichtigste beim Yoga ist: Praktiziere mit Leichtigkeit und habe Spaß dabei.

Eine kleine Reise zu den Wurzeln des Yoga

UM EIN TIEFERES VERSTÄNDNIS DES YOGA ZU ERLANGEN, MÖCHTE ICH DICH EINLADEN ZU EINER KLEINEN REISE ZU SEINEN URSPRÜNGEN UND WURZELN.

Der Yoga ist eine uralte Weisheitslehre, die schätzungsweise vor etwa 4000 Jahren in Indien entstanden ist und geprägt wurde durch die dort vorherrschenden Religion, den Hinduismus. Erwähnung fanden Techniken des klassischen Yoga erstmals etwa 1500 vor Christus in philosophischen Schriften, den Upanishaden, die Bestandteil der Veden sind. Bedeutung erlangte der Yoga auch durch die Baghavad Gita, einem heiligen Buch, in dem sich Gott dem Menschen als Wagenlenker offenbart.

Doch keine Sorge, es besteht keinerlei Notwendigkeit religiös zu werden oder die Religion zu wechseln, um Yoga zu praktizieren. Der heutige Yoga ist an keine Konfession gebunden.

Was bedeutet der Begriff „Yoga“?

Das Wort“ Yoga“ leitet sich ab vom Sanskrit-Begriff „Yuga“ = „Yoch“, beziehungsweise „yui“ = „anjochen“. Dem wird zweierlei Bedeutung zugemessen.

1. Zum einen versteht man darunter das „Anspannen“ und „zügeln lernen“ der körperlichen Sinne, gleichsam wilden Hengsten, vor dem Wagen des Geistes. deine Sinne, also Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen, sind die Tore deines Bewusstseins zur Welt. Nimmst du über den Körper einen Sinnesreiz aus der Umgebung auf, wird er über Nervenbahnen an dein Gehirn gesandt und löst dort bei unbewusstem Geist sogleich reflektorisch eine Wahrnehmung als angenehm = haben wollen oder unangenehm = weg haben wollen aus. So entstehen dein Begehren und deine Abneigung, welche das Leid in dein Leben bringt. Sie bestimmen zudem deine Verhaltensreaktion auf das Wahrgenommene – was nicht selten weiteres Leid bereitet. Der Yoga wirkt der Zerstreuung der Sinne entgegen. Er kann dich lehren, dir deiner Tendenz bewusst zu werden, Angenehmes erlangen und festhalten, sowie Unangenehmes vermeiden und bekämpfen zu wollen. Damit bekommst du die Wahl, sie zu überwinden. Du begreist was Victor Frankel meinte als er sinngemäß sagte:“Zwischen Reiz und Reaktion besteht ein Raum, in diesem Raum liegt unsere Freiheit.“ Du erfährst am eigenen Körper, dass es möglich ist, sich in eine Anstrengung hinein zu entspannen und dass es oftmals nicht verstärkte Anstrengung ist die dich weiter bringt, sondern das Loslassen unnötiger Anspannungen.

2. Die zweite Bedeutung die dem Begriff „Yoch“ beigemessen wird ist die von „vereinen“ oder „Vereinigung“. Es geht hierbei um die Einheitsbildung aus den gegensätzlichen Polaritäten von Materie und Energie, Struktur und Funktion, Körper und Geist, Yin und Yang, substanzieller irdischer und feinstofflicher spiritueller Welt, letztlich von Mensch und Gott. Ein stetig feiner werdendes Bewusstsein des eigenen Körpers und Geistes führt zu zunehmender Selbsterkenntnis, die dann letztlich in Gotterkenntinis, dem Wahrnehmen einer alles durchdringenden universellen Energie, münden soll. 

„Erkenne Dich selbst und Du erkennst Gott“ war die Inschrift des Tempels von Delphie im antiken Griechenland.

Besonders leicht Gott in allem zu erkennen, fällt es im Kontakt mit der Natur, von der auch du ein Teil bist.

Die Yoga-Sutra des Patanjalie:

Yoga ist das zur Ruhe kommen der Gedanken im Geist

Der Leitfaden des modernen Yoga sind die Sutra des Weisen Patanjali, die etwa 300 Jahre nach Christus entstanden sind. Nach Patanjali besteht das Ziel im Yoga in der Geistesstille, also darin „einen Zustand zu erreichen, in dem der Geist zur Ruhe kommt“. Um dort hinzugelangen, beschreibt er einen Pfad mit 8 Stufen, der vom substanziell-körperlichen immer mehr hin zum spirituell-geistigen führt.

Die beiden ersten Stufen beinhalten ganz praktische Verhaltensregeln zum Gestalten der Beziehung zu dir selbst und anderen. Sie werden unterteilt in:

  • 1. Niyamas = rechter Umgang mit dir selbst.
  • Saucha = Reinheit von Körper und Geist, dessen was du deinem Körper zuführst, sowie der Gedanken die du täglich denkst
  • Santosha = Zufriedenheit mit und Dankbarkeit für alles was ist, im Vertrauen darauf das es gut so ist, wie es ist
  • Tapas = stetiges Bemühen, Beharrlichkeit, Zügelung körperlicher Bedürfnissen, die der Erreichung höherer Ziele im Wege stehen
  • Svadyahara = bewusst werden und erkennen des eigenen Selbst
  • Ishvara Pranidana = Hingabe an eine universelle Energie in all deinem Tun
  • 2. Yamas = rechten Umgang mit anderen Menschen und der Welt in der wir leben
  • Ahimsa = Gewaltlosigkeit
  • Satya = Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Offenheit
  • Asteya = nicht stehlen, Loslassen deines Begehrens
  • Bramacharya = in allem das rechte Maß, den „goldenen Weg der Mitte“ finden
  • Aparigraha = an nichts anhaften, bereit sein alles loszulassen oder zu verlieren

Die folgenden 3 Stufen befassen sich mit dem Körper. Sie umfassen:

  • 3. Asana = Körperstellungen Das sind die unzähligen heute so bekannten Körperposen. Zu Patanjalis Zeiten gab es nur eine Haltung: die würdevolle, aufrechte Sitzhaltung des Meditierenden, Lotussitz genannt.
  • 4. Pranajama = Atemübungen
  • 5. Pratyahara = Rückzug der äußeren Sinne, Hinwendung nach innen

Die letzten 3 Stufen geben Anleitungen zum Trainieren des Geistes:

  • 6. Dharana = Konzentration, Fokussierung der Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Objekt,wie etwa den Atem. Mono- statt Multitasking
  • 7. Dhyana = Meditation, Ausweitung des Gewahrseins vom Detail auf das Ganze, etwa vom Atem auf den Gesamtorganismus und dann über die Körpergrenzen hinaus. Dabei wird die nicht bewertende Beobachter-Position beibehalten.
  • 8. Samadhi = Einheitserleben, Aufhebung der Trennung. Dies ist die letzte Stufe und das eigentliche Ziel im Yoga: Die Beobachter-Perspektiv löst sich auf. Beobachter und beobachtetes Objekt verschmelzen zur Einheit: „Du bist ich und ich bin Du“ oder „Gott ist in mir und in Dir“ bzw. „Gott ist in allem und alles ist Gott.“

Die 4 grundlegenden Yoga-Wege

Heute gibt es unzählige Yoga-Schulen, die alle verschiedenste Konzepte vertreten. Einige sind mehr spirituell-geistig ausgerichtete, andere vornehmlich körperlich orientiert.

Der Sivananda-Yoga, in dem ich ausgebildet wurde, versucht sämtliche Yoga-Wege zu integrieren und von allem ein wenig zu praktizieren. Es bleibt jedoch jedem selbst überlasssen welchen Weg er bevorzugt. Jeder Weg kann für sich alleine genommen zum Ziel führen:.

  • Karma-Yoga: Der Yoga des aktiven Tuns und rechten Verhaltens, des Handelns zum Wohle aller Beteiligten, des tätig werdens im Dienste oder als Werkzeug einer höheren Kraft. Wir erkennen uns selbst als energetischen Teil eines größeren Ganzen, indem alles was wir aussenden wieder zu un zurück kommt.
  • Bhakti-Yoga: Der Yoga des Fühlens, der Hingabe, der Liebe und des Mitgefühls. Hierzu gehören Rituale der Andacht, das Chanten von Mantras, ebenso wie der andächtige Kontakt mit der Natur, im tiefen Erkennen, dass wir ein untrennbarer Teil davon sind, durchströmt von derselben Energie
  • Jana-Yoga: Der Yoga des Denkens und des Wissens, der im Durcharbeiten und Verstehen philosophischer Texte und Schriften mit dem Verstand, dem Intellekt gründet
  • Raja-Yoga: Dies ist der Königsweg des Yoga. Er besteht im Verstehen durch Meditation und Kontemplation, wohin die Stufen nach den Sutren des Patanjalis führen

Der Nutzen des Yoga für deine Gesundheit und Performance

Doch auch wenn der Yoga primär eine geistige Disziplin ist, bei der der Körper sozusagen als Vehikel zur Schulung des Geistes genutzt wird, so hat er als Folge der Wechselwirkung und Einheitsbildung von Körper und Geist natürlich auch körperliche Wirkungen. Energie formt Materie und Materie bindet und beherbergt Energie.

Nennenswerte Auswirkungen davon sind:

  • ein verfeinertes Körperbewusstsein bewirkt, dass du deinen Körper immer besser verstehst und lernst auf ihn zu vertrauen
  • die Aufrichtung in der Körperhaltungen führt zu einer Aufrichtung der geistigen Haltung, die wiederum die Aufrichtung der Körperhaltung weiter verstärkt
  • Zunahme von Kraft und Flexibilität des Körpers, analog zu der des Geistes
  • Verbesserung von Körperkoordination und Kondition, letzteres insbesondere durch Koordination der Körperbewegungen mit der Atmung:
  • du bekommst den sprichwörtlichen „langen Atem“ in allen Lebenslagen
  • Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen rechter („fühlender“) und linker („denkender“) Hirnhälfte
  • Lösung psychischer Blockaden aus zurückliegenden Traumata oder chronischem Stress, die sich im Körper manifestiert haben
  • dehnen und geschmeidig halten der Faszien, die im Körper alles mit allem verbinden
  • Schmerzreduktion und steigert das Wohlbefinden durch Freisetzung von Endorphine bei leichtem Dehnungsschmerz
  • Lösung von Energieblockaden und frei halten der Energiekanäle (Meridiane, Nadis) im Sinne der traditionellen chinseischen und indischen Medizin
  • reflektorische Regulation von Drüsen- und Organfunktionen, Regulation der Immunfunktion und Aktivierung von Selbstheilungsvorgängen

Yoga wird inzwischen bei einer Vielzahl von Beschwerden sehr erfolgreich gezielt als unterstützende Therapie eingesetzt. Dies gilt etwa für Rückenschmerzen oder Tumorerkrankungen.

Meiner Meinung nach gibt es kaum etwas das geeigneter wäre als das ganzheitlich ausgerichtete System des Yoga, um Body, Mind und Spirit Dauerhaft in Balance zu bringen und zu halten.

BODY, MIND, SPIRIT IN BALANCE